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Schamrock-Salon 24. November 2025


Schamrock-Salon der Dichterinnen #30

WEINEN, LACHEN, TANZEN. EIN LYRISCHES GESPRÄCH ÜBER TRAUER 
Mit: Nora Gomringer, Augusta Laar und Olga Martynova
Konzept und Gesprächsleitung: Augusta Laar


Die Trauer wird eine zweite Haut, ist manchmal ein erster und bleibender Einschnitt, ist befürchtete Realität und reelle Furcht. Drei Dichterinnen sprechen über ihr Trauern, die Verluste und das Gewinnen neuer Autonomien und lesen und diskutieren ihre jüngsten poetischen Texte zum Thema. 

Nora Gomringer betrauert ihre Mutter – und inzwischen auch ihren Vater – offen auf ihren Social Media Kanälen. Das irritiert und fasziniert, berührt den ein oder anderen in Fremdscham, aber Gomringer macht die Veränderungen in ihrem Leben nachvollziehbar, weil sie sich Kontakt zu Gleichgesinnten wünscht. Und ihrer Mutter, die zu Lebzeiten gerne und agil in den sozialen Medien „flimmerte“ ein Denkmal setzen möchte. Nicht fern an einem Grab, das kaum einer besucht, sondern in und zwischen den Zeilen, die ihrer Mutter die Liebsten waren. Gomringer spricht auch über Vinyl-Platten, die sie unter dem Sterbebett ihrer Mutter fand und weist damit auf ein tanzendes, emanzipiertes, fröhliches wie tragisches Frauenleben. 

Die ganze Philosophie, die uns sterben lehrt, ist unwirksam angesichts der Trauer - schreibt Olga Martynova. „Vielleicht ist die Trauer die intimste Sache der Welt. Wenn eine Verkäuferin mich fragte, wie ich meinen Kaffee zubereite, um den richtigen Mahlgrad einzustellen, fand ich die Frage indiskret und versuchte, ausweichend zu antworten. Und nun spreche ich darüber, worüber man schweigen muss. Als würde ich meine Trauer verkaufen. Würde ich das nicht tun, wäre es, als hätte ich Oleg und mich verraten. Das hat keine Lösung. Wie auch das fehlen eines Menschen keine Lösung hat. Die Grenzen meiner Trauer sind die Grenzen meiner Welt.“

Augusta Laar ist eine der raren aktiven Surrealistinnen in Deutschland. Mit einer Art »écriture automatique« fängt sie ein, wie sich erinnerte Bilder, Klanglich-Musikalisches und Sprache im Bewusstsein verquicken. Ihre jüngsten Publikationen nähern sich immer weiter einer Mimesis von Existentiellem an. In Mitteilungen gegen den Schlaf (2021) schreibt das Ich, von Schlaflosigkeit zu somnambuler Luzidität hypersensibilisiert, gegen den Selbstverlust an. Dass der Schlaf nämlich auch zu fürchten ist, führt ihr jüngster Band Nocturnes vor, in dem sie seine Verwandtschaft zu seinem großen Bruder, dem Tod, reflektiert (Dr. Pia-Elisabeth Leuschner). Augusta Laar trauert um ihre Tochter, ihre Mutter und ihre Ehe. Sie schreibt an ihrem neuen Lyrikband „Nachrichten vom Schmerz“ und hat dafür ein Arbeitstipendium des Bayerischen Staatsministeriums 2024 bekommen.

 

Eine Veranstaltung von Stiftung Literaturhaus // in Zusammenarbeit mit Schamrock e.V. //  
in Kooperation mit dem Kulturreferat der LH München & Bayern liest e.V. // 
EINTRITT: EURO 16.- / 10.-